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Die Bären und die Katzen

Aus dem Arbeitsheft zur Prävention
15. November 2015

Sieben kleine Bären gingen trippel-trappel durch den Wald, hielten sich brav bei den Vordertatzen. Es standen sieben kleine Katzen bei der Pappel am Bach und sagten: «Ach, wären wir drüben   – miau!» Da nahmen die sieben kleinen Bären die sieben kleinen Katzen auf ihre Rücken und sagten: «Wir sind stark, es wird uns schon glücken.» Die Katzen machten die Augen zu vor Ängsten   – und der kleinsten war am bängsten. Als sie am andern Ufer waren, sagten die sieben Kätzlein artig das Sätzlein: «Wir danken schön.» «Es ist gern geschehen», sagten die Bären und meinten auch, «Ja   – wenn wir nicht wären!»

Regeln aushandeln

Überall da, wo Menschen sind, braucht es Normen und Regeln, um das Zusammenleben in der Gemeinschaft zu organisieren und um Verständigung in den Gruppen zu gewährleisten. Gerade für Kinder ist das Setzen von Grenzen in Form von verbindlichen Regeln zentral. Klare Grenzen erleichtern die sozialen Interaktionen, sie geben Spielraum, weil die Kinder sich nicht auf das Austesten der Grenzen, sondern auf die Inhalte konzentrieren können. Regeln sind zudem eine wichtige Bedingung für die Selbstdefinition und Identitätsfindung. Ebenfalls wichtig ist aber auch die Frage, wie damit umgegangen wird, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. [...]

(S. 34)

[...] Die Einführung von Regeln in der Klasse ist nicht nur wichtig, um Täterinnen und Tätern aufzuzeigen, dass ihr Verhalten gegenüber den Opfern nicht weiter toleriert oder ignoriert wird. Regeln helfen auch den sogenannten unbeteiligten Kindern, den Mut aufzubringen, die Täterinnen und Täter an die vereinbarten Regeln zu erinnern oder Hilfe zu holen, wenn es nötig ist. Die Regeln machen nämlich deutlich, dass gewisse Verhaltensweisen in der Gruppe inakzeptabel sind, und dass es kein Petzen ist, wenn man jemanden zu Hilfe holt

(vgl. Buch «Quälgeister und ihre Opfer» Abschnitt 12.3.3 «Zivilcourage», Seite 275). S. 35

Förderung von sozialen Fertigkeiten und Selbstwert

Konsequentes Sanktionieren von Regelverstössen bedingt den Miteinbezug und die Unterstützung von anderen Kindern in der Klasse, die nicht direkt betroffen sind, die aber möglicherweise Angst haben, sich direkt als Helfende in die Mobbing-Situationen einzumischen. Nur wenn jene Kinder ihr Schweigen brechen und ihre Lehrpersonen über «Mobbing-Vorkommnisse» in der Klasse informieren, können die Opfer-Kinder und letztendlich alle in der Klasse aus dieser lähmenden Situation schrittweise herausfinden.

Um insbesondere den nicht aktiv beteiligten Kindern ihre Mitverantwortung bewusst zu machen, sind die sozialen Fertigkeiten der Kinder ganz allgemein zu fördern. [...] S. 40

[...] Mobbing ist   – wie schon mehrfach erwähnt   – nur vordergründig ein Problem, das zwischen den Täterinnen/Tätern und deren Opfern besteht. Mobbing ist eine soziale Dynamik innerhalb einer Gruppe, an welcher auch die nicht direkt beteiligten Kinder durch ihre Passivität beteiligt sind und einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Mobbing-Dynamik leisten. Um Mobbing in einer Gruppe zu stoppen, genügt es oft nicht, Verhandlungen zwischen den Täterinnen/Tätern und dem Opfer zu führen. Vielfach ist es notwendig und wichtig, die konkreten Vorfälle mit der ganzen  Klasse zu thematisieren, damit die nicht direkt ins Mobbing involvierten Kinder an ihrer Mitverantwortung am Geschehen erinnert werden. Viele der nicht direkt am Mobbing beteiligten Kinder stellen   – wie bereits mehrfach erwähnt   – Ressourcen dar und können mobilisiert werden, damit sie sich für die Opfer einsetzen. [...]

(S. 41f)

Einbezug der Familien: Elternarbeit

[...] Wenn Mobbing mit den Kindern thematisiert wird, wenn gemeinsam Regeln entwickelt und durchgesetzt werden und Sie (die Lehrer) versuchen, die sozialen Kompetenzen der Kinder ganz bewusst zu fördern, ist es hilfreich, auch die Eltern der Kinder über Mobbing zu informieren und zu sensibilisieren.

Es sollte ein Ziel sein, die geltenden Regeln, in Kindergärten und Schulen, nach aussen zu tragen und gerade auch den Eltern verständlich darzulegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Kinder aus Familien unterschiedlichster Herkunft stammen und daher möglicherweise auch unterschiedliche Erziehungsvorstellungen vertreten werden. Diese müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden, wohl können sie aber transparent gemacht und gemeinsam reflektiert und diskutiert werden.

Es ist für Kinder nicht unbedingt notwendig, dass im Kindergarten oder in der Schule und zu Hause dieselben Regeln gelten; wichtig ist aber, dass es überhaupt verbindliche Regeln gibt, an welchen sich die Kinder orientieren können. Ein Ziel der Elternarbeit im Zusammenhang mit der Prävention von Mobbing sollte sein, dass die Eltern die Kindergarten- oder Schulregeln kennen und ihrem Kind zu verstehen geben, dass sie hinter diesen stehen, auch wenn sie vielleicht nicht dieselben sind wie jene zu Hause. [...]

(S. 44)

Auszüge aus: Stefan Valkanover, Françoise D. Alsaker, Andrea Svrcek, Marianne Kauer: «Mobbing ist kein Kinderspiel. Arbeitsheft zur Prävention in Kindergarten und Schule», 2004, ISBN 3-292-00185-4

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Quelle: Zeit-Fragen
http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=621