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Stimmt es, dass ADHS eine Krankheit im medizinischen Sinne ist?

17. April 2013

Stimmt es, dass ADHS eine Krankheit im medizinischen Sinne ist?

Eine Diagnose ist heute in aller Munde: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Kaum jemand kennt diese vier Buchstaben nicht! Die sind zu einem geläufigen Kürzel für ein postuliertes Krankheitsbild geworden, von dem Kinder neuerdings in einem überproportionalen Ausmass betroffen sein sollen. Aber stimmt es, dass ADHS eine Krankheit im medizinischen Sinne ist, eine genetisch bedingte und damit nicht heilbare Störung?

Ohne Zweifel sind wir heute bei Kindern in einem Ausmass mit Symptomen konfrontiert, die in ihrer Auftretenshäufigkeit neu zu sein scheinen. Die in dieser Diagnose beschriebenen Verhaltensauffälligkeiten (wie z.B. Konzentrationsstörungen, motorische Unruhe, mangelnde Impulskontrolle, etc.) sind sichtbar vermehrt vorhanden, bereiten Eltern oder Lehrern zusehends mehr Schwierigkeiten. Sie fühlen sich dem Verhalten dieser Kinder oft nicht mehr gewachsen, kommen mit ihnen nicht mehr zurecht. Diese Kinder scheinen für eine ‚ruhige’ Ansprache weniger zugänglich zu sein als sog. normale.

Der Griff zu schnellen Erklärungen (ADHS Diagnose) bzw. Massnahmen (z.B. Medikation) liegt nahe, ja ist in einem von Mangel an Tiefe und Verstehen zu charakterisierenden gesellschaftlichen Umfeld auch sehr verlockend! Aber diese Erklärungen und Massnahmen greifen zu kurz, widerspiegeln letztlich nur eine dem Zeitgeist angepasste, biologistische, das Kind auf die Symptome reduzierende Perspektive, in der sogar in ihrer Kurzsichtigkeit von dem Symptom auf eine genetisch bedingte Krankheit geschlossen wird.

Man darf sich aber durch die Übermacht gängiger Deutungsmuster nicht davon abbringen lassen, die wissenschaftlichen Daten etwas genauer auf dessen inhaltliche Beweiskraft hin zu untersuchen. Dann lässt sich folgendes feststellen:

  • Es gibt bis heute KEINE wissenschaftlich gesicherten Belege, dass es eine kausal genetische Bedingtheit der ADHS Symptomatik gibt,
  • es gibt bislang KEIN einziges Verfahren, mit dem man mit objektiver Sicherheit eine hirnorganische Funktionsstörung (im Sinne eines Neurotransmittermangels) nachweisen könnte,
  • und es gibt auch KEIN valides Diagnosesystem, dass diese Symptomatik mit eindeutiger Sicherheit als Krankheit diagnostizieren könnte.

Während in der breiten Öffentlichkeit bereits von einer medizinisch definierbaren, genetisch bedingten Krankheit (ADHS) gesprochen wird, mangelt es in der Forschung dagegen immer noch an Klarheit, so dass sie sich lediglich auf Korrelationen, Annahmen, Wahrscheinlichkeiten und Hypothesen beschränken kann. Da der Beleg einer genetisch bedingten Krankheit nicht eindeutig gegeben ist, kann aber auch in diesem Fall nicht von einer Krankheit gesprochen werden! Und die Tatsache, dass Symptome mittels Beschluss als eine Krankheit definiert werden, heisst bei weitem noch nicht, dass wir es tatsächlich mit einer Krankheit zu tun haben!

  • So steht eine zentrale Frage im Vordergrund:
  • Wie will man die Entwicklung eines Kindes eigentlich verstehen?
  • Wann ist ein Verhalten normal bzw. krank?

Können auch negative Verhaltensweisen, wie sie in der Diagnose ADHS beschrieben werden, Teil einer ganz normalen und damit gesunden Entwicklung sein, Verhaltensweisen, die ein Kind erst im Laufe der Zeit lernen muss zu verändern?

In welchem Ausmass darf also ein Kind mit Händen und Füssen zappeln, die Anweisungen der Erwachsenen nicht ausführen, Abneigungen gegen Aufgaben haben, Schwierigkeiten beim ruhigen Spielen haben, in der Klasse stehen, wenn sitzen erwartet wird, übermässig viel und häufig reden oder häufig dazwischen reden (Auszüge aus den ADHS Diagnosekriterien!), so dass es als krank diagnostiziert wird?

Eine deutliche Abgrenzung zur Beschreibung ab wann ein Verhalten krank, bzw. bis wohin ein Verhalten gesund sein soll, fehlt vollständig!

Da aus einem Mangel an Kenntnissen Abstand von einem medizinischen Krankheitsbegriff genommen werden muss, sollte man bei den beobachtbaren Symptomen von Verhaltensabweichungen, Entwicklungsverzögerungen oder -störungen sprechen, die mittels psychologischer oder pädagogischer Erklärungsmodelle erklärt werden könnten. Und da die Entwicklung eines Kindes auch nicht linear verläuft   – zur Entwicklung können immer auch Fehlentwicklungen gehören -, und da Entwicklung auch nicht  losgelöst vom sozialen Umfeld gesehen werden kann, steht das Umfeld immer in der Pflicht, sich über die psychologischen Ursachen Klarheit zu verschaffen.

Ein Kind muss nun einmal lernen, in einen gesellschaftlichen Kontext hineinzuwachsen! Die Tatsache eines NOCH NICHT KÖNNENS ist kein Beleg für eine Krankheit, es ist vielmehr eine Aufforderung an das soziale Umfeld, sich vermehrt über die Bedingungen Gedanken zu machen, in denen ein Kind aufwächst. Die Entwicklungspsychologie hätte uns jenseits einer oberflächlichen, biologistisch orientierten Betrachtungsweise viel zur Beantwortung dieser Fragen zu sagen!

Autor: Die Redaktion ADHS Schweiz, Psychologische ’ADHS’ Therapie

Bei Fragen:

ADHS Schweiz
Psychologische ’ADHS’ Therapie
Dr. J. Schmid
Stansstaderstrasse 64
CH   – 6370 Stans

Das Kind einfühlsam verstehen   –
nicht als krank diagnostizieren!

Info:
www.adhs-schweiz.ch
E-mail:
info@adhs-schweiz.ch

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