Was ist eine Frau?
Das primäre Geschlecht des Menschen.
Am 23. Juni 2022 publizierte das Onlinemagazin Sportschau.de einen Artikel mit dem Titel «Trans-, Inter- und nicht-binäre Menschen: DFB passt Spielrecht an – ‹Fussball steht für Vielfalt›» (Diversität). In der zweiten Zeile wird die Frage aufgeworfen: «Wann ist eine Frau eine Frau?» Die neue Regelung wird ab der nächsten Saison gelten, und dann haben «Menschen mit dem Personenstandseintrag divers» oder «ohne Angaben» beziehungsweise Personen, «die ihr Geschlecht haben angleichen lassen», wie auch «transgeschlechtliche Spieler» freie Wahl – sie können sich als Mann oder Frau ausgeben, ja sogar das «Geschlecht wechseln».
Lob der Vielfalt
Ein sogenannter Queer-Beauftragter der deutschen Bundesregierung sowie der Bundesverband Trans* lobten diese Entscheidung, da jetzt endlich eine «Akzeptanz und Teilhabe von LSBTQ im Fussball» gewährleistet sei.
Da ich seit über vierzig Jahren als Zoologe die Sexualbiologie und die Evolution verschiedener Lebewesen erforsche (u. a. als Gastprofessor in Stanford und an der University of California, Berkeley) und dazu zahlreiche Publikationen und Fachbücher vorweisen kann, erlaube ich mir nachfolgend eine deutlich formulierte Stellungnahme.
Vorab: Selbstverständlich ist die Bestrebung nach «Diversität» zu begrüssen, denn ohne Vielfalt in natürlichen Fortpflanzungsgemeinschaften, Populationen genannt, gäbe es keine natürliche Auslese und damit auch keine Evolution. Nur Menschen beziehungsweise Tiere, die sich zweigeschlechtlich (sexuell) fortpflanzen, leben in ihren Kindern weiter: Mann und Frau geben bei der Zeugung, also dem zellulären Sex-Akt, jeweils die Hälfte ihres Erbguts an den entstehenden Nachwuchs weiter; die nachkommenlosen Konkurrenten sterben in diesem darwinischen Daseinswettbewerb (struggle for life) aus, sie sind demnach die «Verlierer» der Evolution.
Mit irgendeinem «Ismus» hat die biologische Forschung nichts zu tun.
Nur die Vielfalt (Diversität) der Frauen – gross, klein, dick, dünn, blond, schwarzhaarig usw. – erlaubt es, dass die im Tier- und Menschenreich nachgewiesene «geschlechtliche Zuchtwahl», auch sexuelle Selektion genannt, stattfinden kann. Oder anders formuliert: Die Männer konkurrieren in der Regel um die Gunst der attraktiven, jung-fertilen Frauen, in allen Kulturen der Erde, vom Nordpol bis zum Äquator.
Zwei gleichwertige Hälften
Diese vor 150 Jahren von Charles Darwin (1809 –1882) in seinem Werk «Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl» zusammengetragenen Einsichten zählen heute unter dem Kürzel «darwinische Geschlechter-(Sex-)Rollen» zum bestätigten biologischen Wissen. Hiermit sind wir beim Begriff «Sexus», das heisst beim biologischen Geschlecht, angelangt, und können die Menschheit bezüglich des Fortpflanzungsgeschehens in zwei gleichwertige Hälften unterteilen: Frauen, also weibliche Personen, die wenige, relativ grosse, nährstoffreiche Eizellen produzieren, und Männer, die als Begatter agieren und hierbei einen Überschuss kleiner Sexualzellen, Spermien genannt, freisetzen. Seit über 200 Jahren existiert diese einfache Regel, die in Hunderten Fachpublikationen bestätigt ist und nur ganz wenige natürliche Ausnahmen kennt (Intersex-Tiere/-Personen, bestenfalls 0,1 Prozent der Population).
Evolutionsbiologisch betrachtet, sind Frauen somit Eizellen-Bereitstellerinnen mit Gebärfunktion, wobei die Ernährung des erzeugten Nachwuchses via Muttermilch erfolgt. Dieser Grundsatz der evolutionär herausgebildeten Zweigeschlechtigkeit, Sexualdimorphismus genannt, gilt für Zwitter (Hermaphroditen), wie zum Beispiel Regenwürmer, ebenso wie für echte Zweigeschlechtler (Gonochoristen, mit männlichen und weiblichen Individuen).
Frauen sind somit – sexualbiologisch betrachtet – Gonochoristen, die Eizellen hervorbringen, von einem Mann befruchtet werden können und zum Gebären und Säugen des Nachwuchses fähig sind.
Geschlechtsorgane und Chromosomen
Evolutionsbiologisch betrachtet, sind Frauen Eizellen-Bereitstellerinnen mit Gebärfunktion.
Zurück zum Notschrei «Mama!». Unsere «DFB-Vielfalt-Geschlechter-Gläubigen» werden jetzt einwenden: Auch manche Männer haben «weiblich ausgeformte» Brüste, und diese oft bartlosen «Softies» fühlen sich «feminin», ja sie geben diese Empfindung sogar in Personenstandseintragungen als «nicht-binäre Geschlechtsidentität» an.
Hier antwortet der Evolutionsbiologe: Die als Fettgewebe ausgebildeten «männlichen Brüste» sind keine weiblichen Strukturen. Übergewichtige Herren produzieren keine Muttermilch, da die Milchdrüsen fehlen. Männer haben daher funktionslose Brustwarzen, und diese entwicklungsbiologischen Relikte sind ein Schlüssel zum Verständnis des «Frauseins».
Wie ich in dem aktuellen Buch «Strafsache Sexualbiologie - Darwinische Wahrheiten zu Ehe und Kindeswohl vor Gericht» ausführlich dargelegt habe, ist die Frau das primäre Geschlecht des Menschen und anderer Säugetiere. Kurze Begründung: Nach der Zeugung im Mutterleib entstehen, von seltenen Ausnahmen abgesehen, Befruchtungsprodukte (Zygoten), die entweder einen XX- oder den XY-Geschlechtschromosomensatz aufweisen.
Erst ab der sechsten Schwangerschaftswoche werden aus diesen weiblich (XX) beziehungsweise männlich (XY) angelegten Zygoten dann entweder Embryonen mit Eierstöcken (Ovarien) und Vagina-Anlage oder Embryonen mit Hoden (Testes) und Penis-Anlage gebildet. Die sich entwickelnden Mädchen, die nachgeburtlich zu Frauen heranreifen, sind somit durch Ovarien gekennzeichnet. Und diese primären Sexualorgane definieren, gemeinsam mit dem Geschlechtschromosomensatz (XX), das Frausein – unabhängig davon, ob diese Damen später einmal Mütter werden oder nicht.
Das Kopulationsorgan der Frau (Vagina) ist ebenso wie die mit Milchdrüsen ausgestattete Brust ein sekundäres Sexualorgan, hervorgerufen durch geschlechtsspezifische Sexualhormone, die in den Eierstöcken gebildet werden. Die weiblichen Ovarien definieren somit die Frau. Alles, was das sichtbare «Frausein» ausmacht, bis hin zur fettgepolsterten Körperrundung, wird durch diese primären Sexualorgane gesteuert: die monatlich bis etwa zum 50. Lebensjahr heranreifenden Eizellen, die Gebärmutter (Uterus), die Menstruation wie auch alle jene Strukturen, die zur sexuellen Reproduktion des Grosssäugers Mensch notwendig sind.
All das sind sexualbiologische Fakten, die aber von unseren «Vielfaltsgläubigen-mehr-als-zwei-Geschlechter-Ideologen» als «Biologismen» missverstanden werden. Mit irgendeinem «Ismus» hat die biologische Forschung aber nichts zu tun; deren Ziel ist es, die Fortpflanzung der Lebewesen über Generationen hinweg zu ergründen und diese Evolution, von Darwin als «Abstammung mit Abänderung» umschrieben, zu verstehen.
Gender-Irrungen
Als Hauptgrund all dieser «diversen 0,1-Prozent-Gender-Irrungen» – jetzt sogar im deutschen Fussball – muss jeweils das von John Money (1921 –2006) im Jahr 1955 erfundene Konzept der «Gender-Rolle», auch «Geschlechtsidentität» genannt, angeführt werden. Im Gegensatz zur «darwinischen Sex-Rolle», die im Dienst der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung steht, ist Moneys «Gender-Identität» bis heute ein nicht klar definierter Mythos geblieben: ein subjektives Gefühl von Mann- oder Frau- oder Anderssein, losgelöst von der Sexualbiologie und Evolution des Menschen.
Money, der als nachkommenloser, vermutlich bisexuell veranlagter[*] Mann keinen Bezug zur Familie mit leiblichen Kindern hatte, konnte mit seiner noch heute populären Gender-Religion unter Ignorierung des biologischen Geschlechts (Sex) weltweit eine Sekte «gläubiger Homo-sapiens-Vielgeschlechtler» gewinnen. Diese die Biologie des Menschen leugnenden Ideologen sind aber nicht selten durch Kinderlosigkeit gekennzeichnet und haben daher ein gestörtes Verhältnis zum Frau- und Muttersein.
Als Neofeminist setzte ich mich ein für die Rechte der Frauen, die von Gender-Ideologen bedroht werden. Diese führen sich in unserer übersättigt-degenerierten Gesellschaft immer aufdringlicher auf – zum Nachteil jener weiblichen Personen, die ihr Frausein als etwas Natürliches empfinden und sich dazu bekennen.
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[*] mit "bisexuell veranlagter Mann" verwendet Herr Kutschera ein unglücklich gewähltes Wort, weil mit Veranlagung meist eine genetische Vererbung angesprochen wird, die er in seinem exzellenten Text gerade versucht, richtig zu stellen (0.1%). Richtiger wäre aus psychologischer Sicht "ein bisexuell gewordener Mann". [Ergänzung seniora.org]
Ulrich Kutschera ist ein in Deutschland und den USA tätiger Evolutionsbiologe und Physiologe, siehe www.evolutionsbiologen.de .
Ulrich Kutschera: Strafsache Sexualbiologie. Darwinische Wahrheiten zu Ehe und Kindeswohl vor Gericht. Tredition, Hamburg
Im Internet: www.evolutionsbiologen.de/media/files/flyer-2_auflage.pdf
Quelle: https://weltwoche.ch/story/was-ist-eine-frau/ (Bezahlartikel)
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