Der Mensch müsse daher im Vergleich mit den höheren Säugern als „physiologische“, d. h. als normalisierte Frühgeburt, und dessen erstes Lebensjahr als „extra-uterines Frühjahr“ aufgefaßt werden. Daher verhalte sich das Neugeborene als „Nesthocker“ (quasi im «sozialen Uterus»), obwohl es aufgrund seiner ausgebildeten Sinnesorgane an sich als „Nestflüchter“ anzusehen sei („sekundärer Nesthocker“).
Die Verbindung zwischen der Hilflosigkeit und Pflegebedürftigkeit des „Nesthockers“ und der Weltoffenheit des „Nestflüchters“ einerseits mit der Ausbildung des menschlichen Verhaltens andererseits entdeckt zu haben, ist das Verdienst von Adolf Portmann.
Portmanns biologisch-anthropologische Erkenntnisse erfuhren eine Rezeption im Rahmen der philosophischen Anthropologie, insbesondere durch Arnold Gehlen (1904 –76), der Portmanns Ansichten in seine Theorie des Menschen als „Mängelwesen“ einbezog (Der Mensch, Seine Natur u. seine Stellung in d. Welt, 41950). Portmanns Erkenntnis vom extrauterinen Frühjahr und vom Menschen als sekundärem Nesthocker wird sowohl von Biologen wie Medizinern anerkannt und ging in die Lehrbücher ein.
Auszeichnungen
Dr. h. c. (Aix-Marseille 1956, Freiburg, Br. 1957, Heidelberg 1967, Fribourg 1970); Orden d. Palmes Académiques (1957); Präs. d Schweizer. Rektorenkonferenz (1962 –69) u. d. Stiftung „Schweizer Jugend forscht“ (1967-75); Ehrensenator (Univ. Freiburg, Br.; Zool.-Botan. Ges., Wien); Goldene Medaille d. Humboldt-Ges. (1976).;