Donald Trumps Projekte (2/2)

Der Kern der Maßnahmen von Präsident Donald Trump besteht darin, die westliche Wirtschaft zu reformieren, indem die "amerikanische Globalisierung" beendet wird, laut der Komponenten komplexer Produkte in mehreren Ländern hergestellt werden müssen, bevor sie montiert werden. Er beabsichtigt, so viele Fabriken wie möglich in sein Land zurückzuführen, um in den Vereinigten Staaten komplexe Objekte von A bis Z herstellen zu können.
Im Gegensatz zu dem, was wir vielleicht denken, findet der Erste Handels-Weltkrieg nicht zwischen Washington und Peking statt, sondern zwischen zwei Formen des Kapitalismus.
Nachdem ich Donald Trumps Bemühungen gegen den "amerikanischen Imperialismus" und gegen die föderale Bürokratie erläutert habe, möchte ich mich seinem wirtschaftlichen Handeln und insbesondere seiner Konzeption von Zöllen zuwenden [1].
Ursprünglich war Donald Trump kein Politiker, sondern ein Unternehmer, und als solcher hat er sich in den 80 Jahren der politischen Welt genähert. Damals veröffentlichte er eine ganzseitige Anzeige in drei großen US-Tageszeitungen, in der er das Ungleichgewicht im Handel zwischen seinem Land und China anprangerte. Er wandte sich damit gegen die amerikanische Globalisierung, die die Vereinigten Staaten zum Zentrum der imperialen Welt und China zur "Werkstatt der Welt" machte.
Erst später ging er in die Politik, zunächst an der Seite der Clintons, dann als Unterstützer der Tea Party und schließlich durch die Übernahme der Republikanischen Partei.
Um Donald Trump zu verstehen, muss man sich immer seinen Lebenslauf vor Augen halten: Er ist weder Demokrat noch Republikaner, sondern ein "Jacksonianer" [2]. Und sein Steckenpferd ist die Produktion von Konsumgütern in sein Land zurück zu holen.
Es ist für uns viel einfacher, seine Gegner in den Vereinigten Staaten zu verstehen, weil fast alle von ihnen nicht auf der Grundlage ihrer Erfahrungen handeln, sondern auf der Grundlage ihrer einzigartigen Ideologie: des "amerikanischen Imperialismus".
Und wir müssen immer daran denken, dass Akademiker im allgemeinen ökonomische Ideologien, über die sie diskutieren, mit der Realwirtschaft, die sie ignorieren, verwechseln.
Als Donald Trump, zum Präsidenten geworden, die Wirtschaft reformiert, kündigt er an, Amerika wieder groß machen zu wollen (MAGA), d.h. aus den USA wieder eine Weltmacht zu machen. Er macht deutlich, dass er nicht die Absicht habe, Kriege zu führen, sondern sie wie Präsident Andrew Jackson durch den internationalen Handel zu ersetzen. Wir dürfen MAGA daher nicht so verstehen, dass Amerika zu einer militärischen Großmacht gemacht wird, sondern zu einer großen Wirtschaftsmacht, das heißt, Amerika wieder seine Größe zurückzugeben.
Andrew Jackson war weder ein Freihändler noch ein Protektionist. Er sah in den Zöllen nicht das Mittel, um amerikanische Produktionen vor den internationalen Konkurrenten zu schützen, sondern als die einzige Möglichkeit, die föderale Regierung zu finanzieren. Genau das tut Donald Trump heute: Er will alle Bundessteuern abschaffen und die zentrale Verwaltung nur noch über Zölle finanzieren. Auf der anderen Seite lässt er jeden Bundesstaat die Steuern erheben, die er für wesentlich hält.
Nachdem dieser Denkrahmen erstellt ist, organisiert Donald Trump den Übergang vom alten zum neuen System mit seiner Methode, die er in seinem Buch "The Art of the Deal" : Destabilizing His Interlocutors" beschrieben hat. Also kündigte er zunächst weit verbreitete und prohibitive Zölle an und stimmte dann zu, diese für drei Monate auf 10 Prozent zu senken, mit Ausnahme Chinas.
Da warfen sich ihm alle zu Füßen, um unserem guten "Herrn der Welt" für diese Steuern zu danken und ihn zu bitten, sie nicht zu stark zu erhöhen. Das absolute Beispiel für diese Herangehensweise der Unterwerfung lieferte Giorgia Meloni‘s Italien. Die Premierministerin hat sich als Groupie des Ungeheuers präsentiert, der ihr alles aufgezwungen hat [3]. Das gegenteilige Beispiel lieferte aber China, das zunächst mit gegenseitigen Zöllen reagierte und dann seine Meinung änderte. Daraufhin entschied es sich, "auf chinesische Art" zu reagieren, d.h. auf eine Art und Weise, wie man nicht erwartete: China unterbrach seine Zusammenarbeit mit den beiden globalen Halbleiterriesen ASML und TSMC, verlangsamte seinen Export von "Seltenen Erden", die in zivilen und militärischen Hightech-Geräten gebraucht werden, erheblich und verbot den Import von Boeing-Flugzeugen.
Mangels Lagerbestände werden daher die Vereinigten Staaten in wenigen Wochen weder Halbleiter noch Ersatzteile für ihre Raketentriebwerke, Radarsysteme, Lenksensoren, Korrosionsschutzbeschichtungen, Zielsuchgeräte, taktische Drohnen, Kampfflugzeugtriebwerke und Systeme zur elektronischen Kriegsführung haben.
Ohne zu warten, hat Präsident Donald Trump High-Tech-Konsumgüter von den Steuern befreit: PCs, Mobiltelefone usw., aber nicht die Rohstoffe und Komponenten, die für den militärisch-industriellen Komplex unerlässlich sind. Das ist der Punkt, an dem wir uns befinden. In wenigen Wochen wird der militärisch-industrielle Komplex nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch im Westen (einschließlich Italien) die Aussperrung seiner Fabriken erklären müssen.
Aus Donald Trumps Sicht sind die Vereinigten Staaten keine erfolgreiche Volkswirtschaft mehr, weil sie keine Konsumgüter mehr produzieren, sondern hauptsächlich Waffen und "Finanzprodukte". In der Praxis haben die USA eine Kriegswirtschaft. Er beabsichtigt daher, den Gürtel des militärisch-industriellen Komplexes enger zu schnallen und die lokale Produktion zu entwickeln, insbesondere die von "Seltenen Erden" und fossilen Brennstoffen, die für die moderne Industrie unerlässlich sind. Entgegen der landläufigen Meinung sind Seltene Erden an sich nicht selten. Es gibt sie überall, es sind die Fabriken zur Trennung und Filtrierung dieser Mineralien, die selten sind. Heute befinden sich 90 % von ihnen in China. Präsident Trump findet daher, anlässlich des aktuellen Tauziehens, das Argument der Ausbeutung amerikanischer "Seltener Erden", gegen die sich Ökologen aller Art wehren, als unzulässig. In der Tat ist ihre Aufarbeitung und Trennung schwierig, ohne die Wasserreserven zu erschöpfen und die umliegenden Regionen zu verschmutzen [4].
So wie der DOGE-Libertäre Elon Musk Donald Trumps Wunsch verschleiert, die von der Bundesregierung außerhalb der Verfassung ausgeübten Funktionen wieder an die Bundesstaaten zu übertragen, so verschleiern die Positionen seines Handelsberaters Peter Navarro seine wirtschaftlichen Vorstellungen. Navarro, ein ehemaliger Professor für Wirtschaftswissenschaften in Harvard, ist ein Polemiker, der dafür bekannt ist, – indem er die Linie überschreitet – vor dem Ungleichgewicht der Beziehungen zu China zu warnen. Er sagte am 13. April gegenüber "Meet the Press" (NBC) [5], dass das Trump-Team von den Reaktionen auf die Erhöhung der Zölle, auch von China, nicht überrascht sei. Das bedeutet aber nicht, dass Präsident Trump gegen China ist.
Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren, die nicht versucht, ihre politischen Gegner zu verstehen und sie für skrupellose, geldgierige Milliardäre hält, warf Präsident Trump und seinem Umfeld vor, Zölle nur beschlossen zu haben, um sich durch Insiderhandel persönlich bereichern zu können. Sie forderte daher die Securities and Exchange Commission (SEC) auf, eine Untersuchung des persönlichen Vermögens von Trump und Musk einzuleiten. Sie sagte am 13. April in der CNN-Sendung "State of the Union", dass die jüngste Ausnahmegenehmigung der Trump-Regierung für Mobiltelefone, PCs und andere elektronische Geräte ein "besonderer Deal" mit Apple-CEO Tim Cook war, der ihr anlässlich seiner Amtseinführung 1 Million Dollar spendete. "Als ob das Chaos nicht schon groß genug wäre, fügt er noch eine deutlich sichtbare Schicht der Korruption hinzu!" [6].
Bei allem Respekt vor der ehemaligen Harvard-Wirtschaftsprofessorin Warren, ist das, was geschieht, weder eine Frage der Korruption noch des Wunsches, sich auf Kosten der Ärmsten zu bereichern, sondern ein Krieg. Kein Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und China, sondern zwischen zwei Formen des Kapitalismus im globalen Maßstab: dem der Produzenten gegen den der Monteure [7].
[1] „Donald Trumps Projekte (1/2)“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 15. April 2025.
[2] „Donald Trump, ein zweiter Andrew Jackson?“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich , Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 19. November 2024.
[3] „Steuerbefreiung auf Kosten der Souveränität!“, von Manlio Dinucci , Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 21. April 2025.
[4] «Trump Administration Advances First Wave of Critical Mineral Production Projects», White House, April 18, 2025.
[5] «Peter Navarro says U.S. ‘has no defense other than tariffs’: Full interview», Meet the Press, NBC, April 13, 2025.
[6] "N° 3273 Howard Lutnick und Peter Navarro versichern, dass der Erste Handels-Weltkrieg nach Plan verläuft", Voltaire, internationale Nachrichten - N°129 - 18. April 2025.
[7] „Der Krieg der Milliardäre“, von Manlio Dinucci , Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 15. April 2025.