- Zwei Jahre vor seinem Tod wünschte sich der berühmteste Wissenschaftler aller Zeiten mehr Sozialismus. Auch heute hochaktuell.
- Christian Müller / 25.12.2021 InfoSperber
- Es gibt Zufälle, die vielleicht keine sind. Klassentreffen in Bern. Gemeinsamer Besuch im – für die meisten bisher unbekannten – Einstein-Haus an der Kramgasse 49. Dazu ein äusserst informatives Referat von Prof. Dr. Hans-Rudolf Ott, Präsident der Einstein-Gesellschaft. Im lockeren Gespräch beim gemeinsamen Mittagessen, natürlich auch über das Gesehene und Gehörte, plötzlich die Frage: Warum sind in diesem kleinen Museum sogar familiäre Details ein Thema – etwa dass Albert Einstein zuerst ein uneheliches Kind hatte –, aber nirgends ist zu lesen, dass er ein Jude war? Auch das gehört doch zur Familiengeschichte! Gibt es da etwas zu verbergen?

Albert Einstein, 1879-1955: Physiker, Nobelpreisträger, Friedensaktivist und Menschenfreund © Common
Geschätzte Seniora-Leserin, geschätzter Seniora-Leser,
Einstein spricht das grosse Thema «Individuum und Gemeinschaft» an und erwähnt auch «die soziale Natur des Menschen». Allerdings wusste er nicht, dass die irrtümliche Trieblehre Freuds («die egoistischen Triebe der Veranlagung», «die sozialen Triebe, die von Natur aus schwächer sind») durch Alfred Adler, die Neo-Psychoanalyse und die Entwicklungspsychologie inzwischen überholt worden war. Heute wissen wir mehr über die Sozialnatur des Menschen, die, wenn in der Erziehung nicht gebremst, zu erstaunlichster Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit und Empathie fähig ist. Was für ein Satz: «Ich bin überzeugt, dass es nur einen Weg gibt, diese gravierenden Übel zu beseitigen, nämlich durch die Errichtung einer sozialistischen Wirtschaft, begleitet von einem Bildungssystem, das sich an sozialen Zielen orientiert.» Wir sind der Meinung, dass die grundlegenden Überlegungen des grossen Denkers zu Kapitalismus und Planwirtschaft eine Diskussion wert sind, um die heutigen Lebensumstände von uns allen zu verbessern. Mit diesem eindrücklichen Text von Albert Einstein senden wir Ihnen unsere besten Wünsche für ein gutes, friedliches Neues Jahr 2022. Herzlich Margot und Willy Wahl
- Für eine Rückkehr der Pädagogik in die Schule
- von Michael Felten

Michael Felten
Gegen die sich ausbreitende Neigung zu pädagogischer Deregulierung will dieses Buch zu einer dreifachen Wiederbesinnung auf die Kraft des Lehrers – und damit auf die Bedeutsamkeit des Erwachsenen in der Bildungsfrage – anregen:
- Der Lehrer ist derjenige, der eine Lerngruppe selbstbewusst und zugewandt führen muss – dazu braucht es aber mehr als gute Arbeitsblätter und einen Laptop-Wagen.
- Der Lehrer ist derjenige, der Lernprozesse sinnvoll arrangieren und steuern muss –offene Arbeitsformen dagegen sind nur in wohl definierten Situationen lernwirksam.
- Der Lehrer ist derjenige, der Lernschwierigkeiten auflösen kann – nicht durch Ermässigung in den Anforderungen, sondern durch professionellen Einblick in die Schülerpsyche, im Rahmen einer herzlich-haltenden Beziehung.
Dieses Buch möchte also einen entschieden anti-antipädagogischen Akzent setzen, es möchte insbesondere vor der offenen Flanke der Selbstlerneuphorie warnen, und es möchte das verbreitete Beziehungsdunkel der Lehrer-Schüler-Beziehung erhellen. Die Schule braucht eine neue Hinwendung zum Pädagogischen – zu Führungsfreude ebenso wie zu Einfühlsamkeit.
Ein Besuch bei der «Station Junger Naturforscher und Techniker Weisswasser»
ds. Eltern, Schulleiter, Gemeindepräsidenten und andere, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, suchen nach Möglichkeiten sinnvoller Freizeitbeschäftigung für die Jugend. Es geht darum, bei Kindern und Jugendlichen das Interesse für das reale Leben zu wecken und praktische Fähigkeiten zu entwickeln, die ihnen erlauben, sich in Familie und Gesellschaft konstruktiv einzubringen und so zum Gelingen eines gedeihlichen Zusammenlebens beizutragen. Kinder und Jugendliche lieben und brauchen solche Aufgaben. Das folgende Gespräch mit zwei Vertretern der «Station Junger Naturforscher und Techniker Weisswasser» in der Oberlausitz, nahe der deutsch-polnischen Grenze, zeigt, wie sinnvolle Jugendarbeit aussehen kann.
Impulse zur Gestaltung des Bildungswesens nach den Grundsätzen
von Johann Heinrich Pestalozzi

Herausgegeben von der Stiftung "Schule für das Kind", Baden Verlag 2007, 2. Auflage 2009, gebunden / CHF 20.- / € 15.-
- Mein Brief an eine Journalistin des Tages-Anzeiger
- Mit Jürg Forster sprach Liliane Minor
Von: Willy Wahl
Gesendet: Samstag, 2. Dezember 2017 23:23
An: 'Minor, Liliane', tages-anzeiger
Betreff: Ihr gutes Interview mit Herrn Forster
Grüezi Frau Minor,
Ihr interessantes Interview mit dem Schulpsychologen Jürg Forster hat mir gut gefallen, insbesondere weil Sie gute Fragen gestellt haben.
Die Antworten des erfahrenen (?) Psychologen zeugen allerdings von seiner grossen Unerfahrenheit an «Tiefenpsychologischer Menschenkenntnis». Wüsste er dazu mehr, wäre er nicht in der Lage, auf Ihre präzise Frage so locker über «die Einsamkeit» eines Jugendlichen hinwegzugehen und ihm auch noch als Hilfe (!) das Internet zu empfehlen. Sie haken sogar noch sehr präzise nach, aber der Schulpsychologe – immerhin war Herr Forster 23 Jahre lang Leiter des Schulpsychologischen Dienstes der Stadt Zürich – bleibt stur bei seiner Meinung.
Dialektik – Eine Ansprache anlässlich der Diplom- und Promotionsfeier der Medizinischen Fakultät der Universität Bern
von Prof. Dr. med. Felix J. Frey Universitätsklinik für Nephrologie, Hypertonie und Klinische Pharmakologie Inselspital

Prof. Dr. med. Felix J. Frey
Geschätzte Studentinnen und Studenten, lieben Sie Dialektik?
Falls nein, werden Sie meine Ausführungen nicht schätzen. Das ist weiter nicht tragisch, denn in 15 Minuten haben Sie es überstanden.
- von Renate Caesar, Dipl.-Pädagogin und Gymn.-Lehrerin
- Seit Jahren wehren sich Menschen in vielen europäischen Ländern gegen die immer stürmischer anrollenden Wellen von Schulreformen, die nicht jeweils notwendige Erneuerungen in Teilbereichen beabsichtigen, sondern tief in das jeweilige Bildungssystem eingreifen, um Strukturen, Inhalte, Ziele, mit einem Wort: einfach alles umzustürzen.
Beispiele sind der Lehrplan 21 in der Schweiz und die Bildungsreform 2015 in Baden-Württemberg. Der Widerstand, der sich formiert, wird nicht nur von Lehrern und Eltern getragen, sondern auch zunehmend von Wissenschaftlern, Historikern, Literatur- und Sprachwissenschaftlern und Lehrplanforschern. Was alle eint in ihrer Kritik, ist die Tatsache, dass die angestrebten – und zum Teil leider schon umgesetzten – Veränderungen keinerlei pädagogischen, didaktischen oder wissenschaftlichen Sinn ergeben.
Wie soll sich zum Beispiel das Lernen einer Fremdsprache verbessern, wenn das Sprachlernen, die «kommunikative Kompetenz», von der alle diese Reformen gern reden, in Hunderte von Einzelkompetenzen aufgeteilt ist, die der Schüler abarbeiten soll und den Lernerfolg dann in abzuhakenden Tests beweisen soll? (siehe Entwurf des Bildungsplans Englisch für die Förderstufe in Baden-Württemberg) Sprachlernen ist ja ein organisches Ganzes, der Schüler muss mit einem sprachkundigen Gegenüber zum Beispiel eine Frage hören, den Zusammenhang verstehen, die Bedeutung aufnehmen, passende Wörter suchen, antworten usw. Oder wie soll ein mündiger Staatsbürger heranwachsen, wenn er keinen systematisch aufbauenden Geschichtsunterricht mehr erhält, sondern nur noch beispielhaft «Machtverhältnisse», vielleicht in der Antike oder im Mittelalter «erkennen, verstehen und beurteilen» soll ohne solides Grundlagenwissen. (siehe Lehrplan 21 in der Schweiz)
Welchen Sinn haben Schulreformen?
Kurz gesagt: Eine Verbesserung schulischen Lernens durch diese Zerstückelung von Lernprozessen in Hunderte von Kompetenzen und Unterkompetenzen ohne solide aufbauende Inhalte kann niemand erkennen. Was für einen Sinn haben diese Reformen aber dann?
- http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2042
Sehr geehrte Seniora-Leserinnen und Seniora-Leser, dieser Artikel benennt klar, was los ist im Bildungswesen! Es wäre wichtig, den Bericht gerade auch in Wirtschaftskreise weiterzugeben, damit dort endlich realisiert wird, welche verheerenden Folgen die von ihnen selbst forcierten Reformen für die Schüler haben.
Die Schule geschafft, aber der Arbeitswelt nicht gewachsen
Heutige Schüler trifft das Berufsleben wie ein Schock. Seit Jahren sollen "unnötige Härten" vermieden werden: keine Grundregeln beim Schreiben, keine schriftlichen Prüfungen, kein Sitzenbleiben. Mit der wahren Arbeitswelt sind Jugendliche so überfordert.
- Eine Primarlehrerin erzählt, wie es ist, zu unterrichten. Und warum sie es trotz allem liebt.
- Das Magazin N°9– 2. März 2019
«Dann schauen mich zweiundzwanzig Augenpaare voller Erwartung an, und ich spüre wieder, warum ich diesen Beruf gewählt habe.»
Dass ich Lehrerin werden will, wusste ich, noch bevor ich wusste, wie ich eine gute Schülerin werde. Da war ich etwa zehn. Mir gefiel die Vorstellung, eine Horde Kinder auf einem Abschnitt ihres Lebens zu begleiten. Ihnen Wissen zu vermitteln, das sie zu selbstständigen, kritisch denkenden und toleranten Mitmenschen macht. Anders gesagt: Ich wollte die Welt ein bisschen besser machen.
- Ein Beispiel auch für Deutschland und andere OECD-Länder
Lehrplan 21 als Standortnachteil für die Wirtschaft – ein Leserbrief
Gegenwärtig soll in verschiedenen Kantonen mit dem umstrittenen Lehrplan 21 die radikalste Änderung des Schulsystems seit Bestehen der Volksschule vorgenommen werden.
Dass die Bedenken, die von der Lehrerschaft, besorgten Eltern und Pädagogikprofessoren, angemeldet wurden, ihre Berechtigung haben, zeigen die schlechten Resultate der LP21 -Versuchsschulen, die mit der „Kompetenzorientierung“ und ihrem „selbstgesteuerten“ oder selbstorganisierten Lernen SOL“ den bewährten Klassenunterricht weitgehend abgeschafft und qualifizierte Lehrer zu „Lernbegleiter“ degradiert haben. Die Schüler werden allein gelassen, indem es ihnen überlassen wird, wann, wie, wo und ob sie lernen wollen. Die übereilte Einführung dieser wissenschaftlich nicht abgesicherten „Neuen Lernformen“ könnte für die Pionierkantone und deren Gewerbe zu einem wirtschaftlichen Standort-Nachteil werden, wie das der Reformpionierkanton Basel-Stadt schon einmal schmerzlich erleben musste.
- Quelle:
Komitee «Lehrplan vors Volk» - 8610 Uster
- http://www.lehrplan-vors-volk.ch/
- von Carl Bossard
- Humor haben heisst heiter bleiben, wenn es ernst wird. Und mit dem Schulbeginn wird es wieder ernst. Erinnerung an ein wichtiges Bildungsziel: Humor und Heiterkeit.
„Die schönsten Tage des Jahres“, wie sie ein Neckermann-Ferienkatalog euphorisch nennt, gehen zu Ende. An vielen Orten der Schweiz beginnt das neue Schuljahr. Es ist die Rückkehr aus freien Tagen in die geregelte Unterrichtswelt. Jetzt werde es wieder ernst, sagt man und fügt bei: Mit der Schule fängt ja der Ernst des Lebens an.
„Humor nimmt mir die Angst“
Die heutigen Lehrpläne sind dicht und die Schulprogramme gefüllt, die Zeiten knapp und die Freiräume eng. Und doch sollte etwas genügend Raum finden: Humor und Heiterkeit. Nicht umsonst meint der Volksmund: Mit Humor geht alles viel besser. Er sei ja die Fähigkeit, heiter zu bleiben, wenn es ernst wird. Schule und Heiterkeit sind daher kein Widerspruch, sie bedingen sich. Es braucht Gelassenheit und heitere Distanz; so erreicht die Schule ihren Auftrag leichter.
- Quelle:
Journal21
- https://www.journal21.ch/heiter-sein-als-bildungsziel
- Erkennen Sie sich wieder? Sie sitzen in einem Flieger, der nach gut zwei Stunden zur Landung angesetzt hat und jetzt auf dem Rollfeld Richtung finaler Parkposition schleicht. Noch ist das Betätigen des Mobiltelefons nicht gestattet, aber das hindert Sie nicht daran, jetzt und sofort Ihre Mails zu checken und über soziale Netzwerke der Restwelt klar zu machen, dass Sie wieder online sind.
- KenFM, am 14.11.2017 veröffentlicht
- Dieses Interview wird online veröffentlicht und dauert ca. 1 Stunde und 40 Minuten. Versuchen Sie mal, nachdem sie es gesehen haben, 48 Stunden lang offline zu bleiben. Komplett. Beobachten Sie sich dabei selber. Süchtig? Ja / Nein / Vielleicht ?!
Erkennen Sie sich wieder?
- https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=dxicBvXv-DM
- von Felice Pensatore
- Zeit-Fragen Nr. 5, 27. Februar 2018
- Der Kindergarten ist eine wichtige Errungenschaft unseres Bildungssystems. Ohne verfrühten Leistungsdruck können die Kinder in Ruhe lernen, sich in einer Gruppe von Gleichaltrigen zurechtzufinden, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitern und festigen und sich spielerisch das Rüstzeug aneignen und die nötigen Reifeschritte machen, die sie brauchen, um später in der Schule Erfolg zu haben. Diese Errungenschaft der modernen Pädagogik wird heute von verschiedenen Seiten in Frage gestellt und soll einer leistungsorientierten Vorschule weichen. Wenn auch nicht so benannt, ist sie Teil des Lehrplans 21. Das geschah nicht von heute auf morgen, sondern ist ein bereits von langer Hand geplanter, die demokratischen Gepflogenheiten missachtender Umwälzungsprozess.
Ein interessanter Fund
So ein Büchergestell ist eine Schatztruhe. Plötzlich entdeckt man etwas vor langem Gelesenes und denkt: «Interessant, das hat man also schon damals diskutiert!» So erging es mir vor kurzem mit einer Broschüre mit dem Titel: «Der Anfang vom Ende der Volksschule. Eine kritische Analyse zur Auflösung des Kindergartens im neuen Volksschulgesetz»*, erschienen vor bald zwanzig Jahren, nämlich im Jahr 2000.1 Es war tatsächlich wieder einmal ein «Goldschatz», wie ich beim Blättern feststellte. Schon das Vorwort war aufschlussreich, verfasst von einem langjährigen, engagierten Schulpflegepräsidenten der Stadt Zürich. Er stellte in seinem Vorwort fest, wie unter der Ägide des damaligen Bildungsdirektors Buschor eine Bildungsreform eingeleitet wurde, die gekennzeichnet sei von einer straffen und eingleisigen Hierarchisierung des Bildungswesens, wie es zum Fahrplan der wirtschaftlichen Globalisierung gehöre.
Buschor als ehemaliger Dozent für Finanzwirtschaft an der Hochschule St. Gallen sei offensichtlich vom Erfolg der Globalisierung vollkommen überzeugt und habe diese Tendenz mit grosser Energie auch im Bildungswesen verfolgt. Der «Sonderfall Schweiz» jedoch zeichne sich aus durch seine demokratischen Strukturen und die Möglichkeiten der Mitsprache des Volkes. Das würde schleichend abgebaut.
- Alfred Bohren, ehemaliger Kantonsrat und vollamtlicher Schulpräsident. In: Komitee für eine demokratische Volksschule (Hrsg.). Der Anfang vom Ende der Volksschule. Eine kritische Analyse zur Auflösung des Kindergartens im neuen Volksschulgesetz. August 2000, S.2
- Quelle:
Zeit-Fragen
- https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2018/nr-5-27-februar-2018/leistungsdruck-und-begabtenauslese-statt-kindergarten.html
- Eine Leserzuschrift und eine Antwort dazu, die zum genaueren Hinschauen und Nachdenken über Bildung in Ost und West anregen.
- Willy und Margot Wahl - 08. 11. 2022 - seniora.org
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, liebe Freunde, auf den inzwischen über 3000mal gelesenen Beitrag
„Putins Gas statt Bidens Bomben“, den wir vor einigen Tagen veröffentlicht haben, erhielten wir von einem aufmerksamen Seniora-Leser eine interessante Leserzuschrift, in der er neben seinem Dank an die Autoren auch Bildung und Schule in der DDR anspricht. Im Beitrag wurde beschrieben, dass im Osten der Republik die Menschen auf die Strasse gehen, weil sie wacher sind, als die Westdeutschen. Was aber heisst wacher? Wacher für Fragen von Krieg und Frieden? Wacher für Fragen von Zwang und Unterdrückung? Wacher für geschichtliche Zusammenhänge? Einer der Autoren des Textes, Volker Bräutigam, sandte uns daraufhin eine wohltuend-
aufklärende Stellungnahme, die Anlass wäre, über eine offensichtliche Diskrepanz von Bildung im Westen und Bildung im Osten Deutschlands genauer nachzudenken. - Es gibt ja Menschen, die sich der Bildungs- und Schulfrage wissenschaftlich angenommen haben, z.B. Jochen Krautz und Matthias Burchardt mit
«Time for Change» und
«Im Hamsterrad», oder
«Ökonomisierung der Kindheit». Wenn die deutsche Politik wirklich Frieden wollen würde, dann würde sie die unsäglichen hundert Rüstungsmilliarden in eine humanistische, friedensstiftende Bildung der Jugend investieren. Weil die «Zeit für einen Wechsel» nicht mit Appellen und Petitionen zu bewerkstelligen sein wird, müssen wir (wohl oder übel) friedlich für Frieden und Freiheit auf die Strasse gehen und uns die Ossis zum Vorbild nehmen. Herzlich Margot und Willy Wahl
02. 12. 2002 – mit einem Nachtrag vom 16. 12. 2012
Sehr geehrter Herr Buschor,
ich möchte Sie hiermit wissen lassen, dass Ihr Kommentar anlässlich der Ablehnung des Volksschulgesetzes „Heute ist ein schwarzer Tag für die Schule“ Ihre gigantische Realitätsferne vom wirklichen Schulgeschehen zum Ausdruck bringt.
- Gedanken zur Entwicklung des weltweit meistgenutzten Diagnosemanuals DSM anlässlich der für das Jahr 2013 vorgesehenen Neuausgabe
- von Dipl. Psych. und Psychotherapeutin Brigitte Kendel, Berlin
- Zeit-Fragen Nr. 1 v. 03. Januar 2012
Diagnostische Manuale als Instrumente theoretischer und praktischer Orientierung
Immer wieder war es das Anliegen von Psychiatrie und Klinischer Psychologie – ausgerichtet an der medizinischen Diagnostik körperlich-organischer Störungen – die Vielfalt der Erscheinungsweisen psychologischer Störungen innerhalb eines nachvollziehbaren, theoretischen Gesamtzusammenhangs zu klassifizieren. Das damit verbundene Ziel war es zum einen, die Störungsbilder kategorial zu erfassen, sie in einen systematischen Ordnungszusammenhang zu bringen und eine verbindliche fachliche Orientierungs- und Kommunikationsgrundlage zu schaffen. Ein weiterer damit verbundener Zweck war es, ein Instrument zu entwickeln, das eine über die allgemeine Klassifikation der psychischen Störungen hinausgehende, zuverlässige diagnostische Zuordnung des Einzelfalls ermöglichte und ein Rüstzeug für das Verständnis des ätiologischen und pathogenetischen Bedingungsgefüges als Ausgangspunkt zur Entwicklung der angemessenen therapeutischen Interventionen der jeweiligen Störung bereitstellte.
- Die Handschrift – Unterricht im Lichte der Neurowissenschaften
- von Nicole Duprat, Frankreich
- Zeit-Fragen Nr. 7, 14. März 2017
- In den finnischen Schulen ist die verbundene Schrift seit Beginn des Schuljahres 2016 durch eine Entscheidung der Regierung abgeschafft worden. Das Erlernen der Druckschrift wird jedoch beibehalten. In den USA haben bereits 45 der 50 Bundesstaaten seit Herbst 2014 die Schreibschrift durch die Druckschrift ersetzt.
In der Schweiz hatte sich Genf bereits im Jahr 2000 für einen Schreibunterricht ausschliesslich in Druckschrift entschieden. Im Jahr 2002 ist der Kanton aber wieder davon abgekommen. Seither wird wieder die verbundene Schrift unterrichtet, weil die Zwischenräume bei der Druckschrift den Kindern Probleme bereiteten. Bei der verbundenen Schrift hingegen ist das ganze Wort sofort erkennbar.
Ein anderes Argument zugunsten der verbundenen Schrift ist das kinästhetische Gedächtnis: Ein einziger Schwung erlaubt es, eine ganze Silbe in einem Zug zu schreiben. Zum Beispiel kann man das Pronomen «elle» [= sie] mit einer einzigen Bewegung formen und damit der Hand ermöglichen, sich an das doppelte «l» zu «erinnern».
Die Unterschiede zwischen der Druckschrift und der verbundenen Schrift zeigt folgender Vergleich.
Die Druckschrift
Die Druckschrift reproduziert die typographischen Buchstaben. Ihre Verbreitung im 20. Jahrhundert wird dem Kalligraphen und Schriftsetzer Edward Johnston (1872 –1944) zugeschrieben. Sie wurde nicht dafür entwickelt, um von Hand geschrieben zu werden. Sie ist unpersönlicher als die verbundene Schrift.
Die Bewegungslinie ist weniger anspruchsvoll als bei der verbundenen Schrift, die Geschwindigkeit des Schreibens wird durch das häufige An- und Absetzen des Schreibwerkzeuges verlangsamt, da jeder Buchstabe vom anderen getrennt ausgeführt wird. Man beginnt mit der Handbewegung, muss aber nach jedem Buchstaben stoppen. Damit verliert der Schriftzug an Schwung. Die Druckschrift verlangsamt das Schreiben und erschwert das Erfassen des Wortes in seiner Ganzheit.
Das grösste Problem der Kinder beim Erlernen der Druckschrift, also dem Schreiben eines Textes in Einzelbuchstaben, ist der Umgang mit den Zwischenräumen. Wo beginnt und wo endet das Wort? Das ist oft nicht eindeutig. Zum Beispiel unterscheidet sich der Abstand zwischen den Wörtern einerseits und dem der Buchstaben andererseits, die Anfänge und die Richtungen müssen für jeden Buchstaben neu bestimmt werden.
- Quelle:
Auszüge aus dem Artikel «Ces enfants qui n’arrivent plus à écrire», von Marie-Estelle Pech, Le Figaro, 1.3.2017
(Übersetzung Zeit-Fragen)
- https://www.zeit-fragen.ch/de/ausgaben/2017/nr-7-14-maerz-2017/schreiben-lernen.html
- von Karl-Jürgen Müller
- Willy Wimmer, ehemaliger Staatssekretär im deutschen Verteidigungsministerium und von 1976 bis 2009, also 33 Jahre lang, ununterbrochen direkt gewählter Abgeordneter der CDU im Deutschen Bundestag, ist in einem Interview mit RT-Deutsch (https://deutsch.rt.com/inland/38294-willy-wimmer-zu-volksparteien-in/ vom 13.5.2016) auf die innere Situation in Deutschland und in seiner Partei eingegangen. Deutschland habe «Verantwortlichkeit in Kernbereichen nach Brüssel abgegeben», laufe «mit Volldampf in einen neuen Obrigkeitsstaat», «Interessengruppen, nicht nur ökonomischer Art, [hätten] die Kontrolle am Staatsbürger vorbei an sich gerissen und bestimmen, ohne uns zu fragen, unser Leben».
Und seine Partei? «Seit Jahren hat man den Eindruck, dass die CDU nach den Gesetzmäßigkeiten des ‹demokratischen Zentralismus› von der Parteivorsitzenden von oben nach unten durchregiert wird.» «Demokratischer Sozialismus» war das Prinzip im Aufbau der einstigen SED: Von oben nach unten hat die gewählte Parteiführung die Direktiven durchgegeben, denen alle Parteimitglieder Folge zu leisten hatten.
Eine Art «Putsch» von oben in der CDU Baden-Württembergs
Ein Blick auf die Regierungsbildung in Baden-Württemberg nach den für die CDU verlorengegangenen Landtagswahlen vom 13. März 2016 bestätigt die These von Willy Wimmer hundertprozentig. Jahrzehntelang hatte die CDU in diesem Bundesland regiert, zum Teil mit einer deutlichen absoluten Mehrheit der Wählerstimmen im Rücken. Umso schmerzlicher war es für die Partei, als 2011 eine Koalition aus Bündnis 90/Die Grünen und SPD die Regierungsgewalt übernahm und einen grünen Ministerpräsidenten, Winfried Kretschmann, stellte. 2016 sollte die Schlappe wettgemacht werden. Aber die CDU des Landes litt allzu stark unter der bundesweiten Ablehnung der Regierungspolitik in Berlin und sank so tief in der Wählergunst, dass sie nur noch zweitstärkste Partei im neuen Landtag wurde. Auch die eher sanfte Distanzierung des Spitzenkandidaten der CDU Guido Wolf von der Migrationspolitik der Kanzlerin half nichts mehr.
- Karl-Jürgen Müller ist Berufsschullehrer in Konstanz am Bodensee und unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde.
- Gedanken zum lesenswerten Buch «Geisterstunde – Die Praxis der Unbildung» von Konrad Paul Liessmann
- von Urs Knoblauch, Kulturpublizist und Gymnasiallehrer, Fruthwilen TG
- In der gegenwärtigen Diskussion über Schule, Bildung und Lehrpläne wird von der Eltern- und Lehrerschaft und besonders von der Arbeitswelt immer wieder auf die fehlenden notwendigen Werthaltungen im Zusammenwirken hingewiesen.

Buch: Geisterstunde
Auch die nötigen Fähigkeiten, der Einsatz und die Begeisterung für eine Sache fehlen da und dort. Dabei werden immer auch die zentralen Aufgaben von Schule und Elternhaus angesprochen: Wozu eigentlich eine gute Bildung? Aber auch staatspolitische Fragen werden von Eltern und dem Gewerbe immer wieder gestellt: Wofür werden eigentlich die Millionen an Steuergeldern ausgegeben?
In dieser wichtigen Debatte der demokratischen und staatspolitischen Meinungsbildung leistet das Buch «Geisterstunde» von Prof. Konrad Paul Liessmann, gerade auch in bezug auf den für 21 Schweizer Kantone geplanten zentralistischen Lehrplan 21, einen wertvollen Beitrag.
Der Autor lehrt am Institut für Philosophie der Universität Wien, ist Essayist und Kulturpublizist. 2003 erhielt er den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels und 2010 den Donauland-Sachbuchpreis. Er ist auch Herausgeber der Reihe «Philosophicum Lech». Seine beiden letzten Veröffentlichungen waren «Das Universum der Dinge» (2010) und «Lob der Grenze» (2012).
- Quelle:
Zeit-Fragen
- http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2005